Heftige Kritik an der Unternehmenspolitik der Deutschen Post und der Deutschen Telekom hat die DPVKOM-Bundesvorsitzende Christina Dahlhaus in ihrer heutigen Grundsatzrede im Rahmen der Betriebsrätekonferenz der DPVKOM in Timmendorfer Strand geübt. Vor zahlreichen betrieblichen Interessenvertretern aus dem Bereich der Postnachfolgeunternehmen und Call-Center warf sie den Unternehmen Gewinnmaximierung um jeden Preis und unsoziales Verhalten gegenüber den Beschäftigten vor.
Allein bei der Deutschen Telekom habe es mittlerweile 27 große Umorganisationen in knapp 20 Jahren gegeben („Für die Beschäftigten ein Leben auf der Überholspur.“). Hier sei es in den zurückliegenden Jahren immer wieder zu Standortkahlschlägen und einem starken Personalabbau gekommen. Zurzeit steht eine Umstrukturierung bei T-Systems im Fokus, bei der bis 2019 ebenfalls zahlreiche Standorte dichtgemacht werden sollen. Fast jeder dritte Beschäftigte sei von dem damit einhergehenden Stellenabbau betroffen. „Diese Unternehmenspolitik ist ohne Augenmaß, für die DPVKOM nicht nachvollziehbar und absolut inakzeptabel“, so die DPVKOM-Bundesvorsitzende.
Hart ins Gericht ging Christina Dahlhaus auch mit der Deutschen Post, der sie eine völlig falsche Personalpolitik vorwarf. In ihren Ausführungen erwähnte sie unter anderem das Entfristungskonzept des Unternehmens. Die von der Deutschen Post angewandten Kriterien für eine Entfristung seien nicht zu akzeptieren. Auch beim Thema engagierter Vorruhestand übte sie Kritik am Unternehmen. Es sei ungerecht, dass die Beamten , die seit Jahren die schwerste körperliche Arbeit machen und bei Wind und Wetter draußen sind, nicht von dieser Vorruhestandsregelung profitieren könnten. In diesem Zusammenhang sprach sie sich auch für eine tarifliche Vorruhestandslösung aus.
Weitere Themen waren dann unter anderem noch die geplante Errichtung von Gemeinschaftsbetrieben („Hier bleibt die Anwendung unterschiedlicher Tarifverträge bestehen und es besteht die Gefahr, dass zukünftig nur über die Delivery neue Zusteller eingestellt werden.“) sowie die exorbitant hohen Gewinnziele von mindestens fünf Milliarden Euro bis 2020, die größtenteils nur auf Kosten des Personals erreichbar seien.
In ihrer Rede beschränkte sich die DPVKOM-Bundesvorsitzende allerdings nicht nur auf die Darstellung der aktuelle Probleme in den Unternehmen, sondern sie nahm auch die Politik in die Pflicht, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern. So gehöre beispielsweise die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung abgeschafft. Außerdem müssten die Arbeitnehmerschutzvorschriften des §613a BGB, dieser regelt Rechte und Pflichten bei Betriebsübergängen, weiterentwickelt werden.
Und die DPVKOM? Unsere Fachgewerkschaft habe bei zahlreichen Gesprächen mit politisch Verantwortlichen auf die vorhandenen Probleme hingewiesen und auch schon einen Erfolg erzielen können, so Christina Dahlhaus. So sei die DPVKOM für den 8. Oktober zu einer Anhörung im Bundesarbeitsministerium zum Thema Gemeinschaftsbetrieb und die Folgen für die Beschäftigten eingeladen worden.
Eines wurde bei den Ausführungen der Bundesvorsitzenden jedenfalls deutlich: Die Arbeit sozial zu gestalten geht nur mit starken Fachgewerkschaften wie der DPVKOM. Und hierzu können die Betriebsräte und die Mitglieder der DPVKOM einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie hinter unserer Gewerkschaft stehen und sie weiterhin gemeinsam stark machen.