Die Geburtenrate in Deutschland steigt seit fünf Jahren stetig an. So erfreulich diese Nachricht ist: Zur Wahrheit gehört auch, dass sie seit 1970 auf einem sehr niedrigen Niveau von unter zwei Geburten pro Frau im gebärfähigen Alter liegt. Während die Gruppe der tatsächlich oder potenziell Erwerbstätigen schrumpft, nimmt die Anzahl der Ruheständler zu und das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt von Jahr zu Jahr. Diese zunächst wertneutralen Fakten bergen in sich große Herausforderungen mit gesamtgesellschaftlicher und wirtschaftlicher Tragweite und wirken sich auch auf die Postnachfolgeunternehmen us.
Im konkreten Fall der Deutschen Post AG (DP AG) stellen wir schon seit längerer Zeit fest, dass sich in der Belegschaft die beschriebene demografische Problematik ebenfalls widerspiegelt. So hat das Durchschnittsalter der Mitarbeiter im Unternehmen seit 2005 sukzessive zugenommen und liegt nunmehr bei gut 44 Jahren, Tendenz weiter steigend. Ende 2017 war schon weit mehr als jeder dritte Beschäftigte (rund 37,5 Prozent) älter als 51. Diese Zahlen sind per se kein Anlass zur Panik, im Gegenteil: Berufserfahrene, routinierte Mitarbeiter sind für ein Unternehmen unverzichtbar. Produktivität und geringe Fehleranfälligkeit sind nur zwei ihrer positiven Attribute.
Probleme einer alternden Belegschaft sind nachweisbar
Aber es gibt eben auch problematische Aspekte einer alternden
Belegschaft, die betriebsstatistisch belegt sind. So ist zum einen – aus
der Kenntnis der menschlichen Physis heraus – die Feststellung des
„Arbeitskreises Gesundheit“ der Bonner Postzentrale plausibel, die
besagt: Die Wahrscheinlichkeit Langzeit (also mehr als sechs Wochen am
Stück) zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter der
Beschäftigten stark an. Zum anderen ist nachvollziehbar, dass die durch
Digitalisierung hervorgerufene Veränderung vieler Arbeitsabläufe
Mitarbeitern, die noch im „analogen“ Zeitalter aufgewachsen sind,
deutlich mehr abverlangt als den nachfolgenden Generationen. Gerade
angesichts einer in vielen Betrieben der DP AG ohnehin (zu) dünnen
Personaldecke sind die mit einer ungebremst fortschreitenden Alterung
der Belegschaft einhergehenden Unternehmensrisiken nicht vertretbar. So
muss die Post nach Überzeugung der DPVKOM dringend einen nachhaltigen
Kurswechsel vollziehen, nämlich Richtung Ausbildung und Einstellung von
jüngerem Personal in allen betroffenen Bereichen. Ob dies gelingen
kann, ist indes fraglich. Die für neue Mitarbeiter ab dem 1. Juli dieses
Jahres in Kraft tretenden Tarifverschlechterungen sind dabei nicht
gerade hilfreich. Schließlich sind junge, tüchtige und kluge Menschen in
Deutschland nicht nur zunehmend rar, sondern sich auch ihres eigenen
Wertes durchaus bewusst.