Die Telekom forciert den FTTH-Ausbau massiv. Dabei fehlen in vielen Bereichen Planungskapazitäten. Eine temporäre Erhöhung der Wochenarbeitszeit (WAZ) ab Februar 2022 soll das Problem lösen.
Deutschland hinkt beim schnellen Internet im europäischen Vergleich immer noch hinterher. Daher begrüßt die DPVKOM die Initiative der Deutschen Telekom in den nächsten Jahren, den FTTH-Ausbau (FTTH = Fiber to the home) voranzutreiben. Dieser Ausbau sollte möglichst schnell mit eigenen Kräften erfolgen. Die Ausbaupläne bis zum Jahr 2030, die vom Vorstand der Telekom im Sommer 2021 verkündet wurden, sind sehr ehrgeizig und bedeuten eine Herausforderung für alle Mitarbeiter, insbesondere in der DT Technik GmbH. Da die Personalplanung nicht mit den Ausbauplänen des Unternehmens Schritt hält – so gibt es einen eklatanten Mangel an Planern, Baubegleitern und in der Dokumentation tätigen Mitarbeitern –, versucht das Unternehmen, dieses „hausgemachte“ Problem nun mit einer temporären Wochenarbeitszeiterhöhung zu lösen.
Diese Mehrarbeit via Arbeitszeiterhöhung wurde zwischen Arbeitgeber und Gesamtbetriebsrat vereinbart. Die Regelung sieht unter anderem Folgendes vor:
- temporäre Wochenarbeitszeiterhöhung ab 1. Februar 2022 in Höhe von 4 Stunden für die in der Fiber Factory eingesetzten Planer (I, III, IV), unter anderem in den Ressorts PTI, APL, T-FSoiL. Damit gilt für diese Personengruppe eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden.
- Die Teilnahme an der Wochenarbeitszeiterhöhung ist freiwillig.
- Die Wochenarbeitszeiterhöhung erfolgt für mindestens sechs Monate mit der Option der Verlängerung bis auf maximal 11 Monate und damit bis Ende 2022. Eine freiwillige Verlängerung nach sechs Monaten ist monatsweise möglich.
- Die geleisteten Stunden werden dem LAZKO gutgeschrieben. Dabei wird die Zuflusshöchstgrenze von 80 Stunden temporär ausgesetzt. Alternativ kann bei fristgerechter Beantragung die Auszahlung erfolgen. Für Härtefälle gibt es die Möglichkeit, die temporäre WAZ-Erhöhung zu beenden.
- Bei einer vollständigen Teilnahme an der WAZ-Erhöhung bis Ende dieses Jahres erhalten die Beschäftigten eine Incentivierung (Prämie) in Höhe von 458,33 Euro, bei kürzerer Teilnahme entsprechend anteilig. Auch die Beamten erhalten diesen Betrag als Leistungsprämie.
- Die Regelung gilt auch für INS-Kräfte und Teilnehmer von #DABEI. Ebenso werden 190 Nachwuchskräfte speziell in diesen Bereichen übernommen
Zahlreiche Forderungen der DPVKOM erfüllt
Mit der nun getroffenen Vereinbarung wurden einige Forderungen der DPVKOM erfüllt. Auch wenn die temporäre Wochenarbeitszeiterhöhung aus Sicht unserer Fachgewerkschaft nur eine von mehreren Alternativen zur Erreichung der Ausbauziele ist, begrüßen wir die vereinbarte Freiwilligkeit der Maßnahme, die Zahlung einer Prämie (auch für Beamte) und die zeitliche Begrenzung der Wochenarbeitszeiterhöhung. Dessen ungeachtet muss in diesem Bereich umgehend mehr Personal eingesetzt werden. So können und müssen Beschäftigte aus Abbaubereichen wie beispielsweise der T-Systems entsprechend weiterqualifiziert werden. Außerdem fordert die DPVKOM, dass mehr Auszubildende mit Schwerpunkt Planung übernommen werden. Es sollte auch geprüft werden, ob bereits ausgeschiedene Mitarbeiter oder Beschäftigte in der Passivphase der Altersteilzeit für diese Aufgaben zu interessanten Konditionen reaktiviert werden können. Um Ressourcen zu schaffen, könnte auch ein temporärer Wegfall der EZA-Tage mit einer entsprechenden Gutschrift auf dem LAZKO erfolgen.
Für die DPVKOM ist es wichtig, dass es bei den Teilnehmenden durch die Erhöhung der Arbeitszeit zu keinen Überlastungen kommt. Daher begrüßen wir es, dass die örtlichen Betriebsräte darauf ein besonderes Augenmerk haben sollen. Den Beschäftigten raten wir, sich bei Überlastung an die Betriebsräte oder die DPVKOM zu wenden.
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