Was wären wir ohne die Post?
Zustellende künftig immer auf Abruf
Volle Flexibilität wird verlangt / Aus für den heimischen „Postboten“
Kronach – Die Flexibilisierung der Zustellung, so lautet ein Ziel der Deutschen Post DHL für das Jahr 2022. Begründet wird dies mit Entwicklungen in der Paket- und Briefbranche. Dann können jederzeit Sendungsmengen zwischen den Zustellbezirken verschoben werden, erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM Bernhard Hübl beim Ortsgewerkschaftstag in Kronach. Ziel sind weniger Zustelltouren in „schwachen Wochen“.
Zustellerinnen und Zustellern wird täglich nicht vorausplanbare umfassende Flexibilität ihrer Arbeitszeit abverlangt. Während andere Gewerkschaften mit diesem Konzept einverstanden sind, lehnt dies die DPVKOM ab. Von dieser Umstrukturierung sind jede Zustellerin und jeder Zusteller betroffen. Es spielt auch keine Rolle, wie alt man ist oder wie lange man dem Unternehmen schon angehört. „Es betrifft jede und jeden“.
Die Kommunikationsgewerkschaft befürchtet weitreichende negative Folgen für die Beschäftigten in der Zustellung. Zudem würden Zeitzuschläge wegfallen.
Damit wird das Stammzustellerprinzip vollends abgeschafft. Dabei kennen Stammzusteller ihren Zustellbezirk wie kein anderer. Sie sind beliebt bei den Kundinnen und Kunden und wissen, worauf es ankommt. Sie bilden neue Zusteller aus und weisen sie in den Bezirk ein. „Das alles darf nicht der Flexibilisierung zum Opfer fallen“, forderte Bernhard Hübl.
Mit Hilfe eines Flex-Tools soll jeden Tag die Zustellmenge für einen Bezirk neu festgelegt werden. Damit kann der Arbeitgeber die Anzahl der in einem Zustellstützpunkt zu besetzenden Zustelltouren und der benötigten Zusteller täglich verändern. „Ein geregeltes Arbeits- und Privatleben mit festen Arbeitstagen ist damit nicht mehr möglich“, erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende. Zustellende sind quasi immer auf Abruf und können flexibel in ihrem Stammgebiet hin- und hergeschoben und an ständig wechselnden Arbeitsorten eingesetzt werden.
Mag eine Gewerkschaftsveranstaltung angesichts des Krieges in der Ukraine noch so belanglos erscheinen, sollten wir dieses Vorrecht nicht geringschätzen und die Chance zum freien Meinungsaustausch wahrnehmen, betonte DPVKOM-Ortsvorsitzender Alfred Wich.
Wir alle sollten uns manchmal überlegen, welche große Bedeutung die Post für das öffentliche Leben hatte und hat – und zukünftig vielleicht noch mehr haben wird. Während der Corona-Zeit war jeder und jede zufrieden, wenn der Postbote vorbeikam und all das brachte, was sonst nicht zu bekommen war.
„Das wird völlig unterschätzt!“
Die Kommunikationsgewerkschaft ist dank ihres Ortsvorsitzenden Alfred Wich aufgrund dessen deutlichen Beiträgen engagiert im Kreisausschuss Kronach des Bayerischen Beamtenbunds vertreten, lobte BBB-Kreisvorsitzender Franz-Josef Wich. „Ihr bringt eure Probleme zur Sprache und unterstützt das große Ganze.“ Die Gewerkschaft zeigt auf, wo es hakt und wie es besser gehen würde. Eigentlich müssten Arbeitgeber oder Dienstherr von sich aus darauf achten und die Zustände verbessern.
Ehrungen
Für mehr als 50-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden Johannes Kraus, Hans Werner Müller und Bertold Hofmann.
Für mehr als 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurden Bernhard Schneider, Siegfried Schneider, Karl-Heinz Lehmann, Georg Partheymüller und Hans Jaekel.
Wahlen bei DPVKOM
Kronach – Für fünf Jahre wurde die neue Vorstandschaft der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM gewählt:
Vorsitzender Alfred Wich, Stellvertreter Christian Schaller und Volker Gehring, Rechnungsführer Sabine Kaiser, Kassenprüfer Peter Seidel und Stefan Biesenecker, Seniorenvertreter Thomas Zwingmann, Beisitzer Zustellstützpunkt (ZSP) Sonneberg Boris Gawehn, ZSP Kronach Sven Förster, ZSP Kronach Carsten Hillebrand, ZSP Steinbach Carlo Fehn, ZSP Steinwiesen Carina Wernlein, Beisitzer Fahrergruppe Sandra Kotschenreuther, Ansprechpartner in Steuerfragen Christian Schaller.
Text und Foto: Rainer Glissnik