- Wer am 1. Juli dieses Jahres noch einen befristeten Arbeitsvertrag bei der Deutschen Post hat, wird unter den mit der Tarifvereinbarung einhergehenden Verschlechterungen zu leiden haben.
Die Tarifvereinbarung bei der Deutschen Post AG wirkt sich nicht nur auf die Beschäftigten mit festen Arbeitsverträgen aus, sondern auch auf die Mitarbeiter, die befristet eingestellt sind. Und das sind eine ganze Menge, nämlich – saisonal schwankend – zwischen 12.000 und 15.000 Kolleginnen und Kollegen.
Viele warten bereits seit langer Zeit – mitunter sechs oder mehr Jahre – sehnsüchtig auf ihre „Entfristung“. Aus Sicht der DPVKOM läuft hier gehörig was falsch. Selbst wenn wir dem Unternehmen eine gewisse Flexibilität in der Personalplanung zugestehen, muss unserer Auffassung nach eine Entfristung regelmäßig aus sozialen Gründen – und natürlich auch, weil fähige Mitarbeiter vor Ort dauerhaft gebraucht werden – allerspätestens nach zwei Jahren erfolgen. Zu dieser Ungerechtigkeit gesellt sich mit dem Tarifabschluss nun noch ein weiteres Ärgernis.
Für Beschäftigte, die nach dem 1. Juli dieses Jahres ein neues Arbeitsverhältnis bei der Deutschen Post AG abschließen, wesentliche Verschlechterungen im Entgelttarifvertrag des Unternehmens – Stichpunkte Gruppenstufendurchlaufzeiten und Weihnachtsgeld – in Kraft (siehe hierzu auch unser Faltblatt). Leidtragende dieser Neuregelungen sind grundsätzlich auch alle befristet Beschäftigten, wenn sie nicht spätestens zum 30. Juni unbefristet vom Unternehmen übernommen werden. Für diesen Fall würden für sie nämlich noch die Altregelungen gelten. Die Deutsche Post ihrerseits wertet grundsätzlich die Verlängerung eines befristeten Arbeitsvertrages ebenso wie eine Entfristung ab dem 1. Juli rechtlich als neues Arbeitsverhältnis. Eine Ausnahme besteht nur für den Fall, dass sich an einen sachgrundlos befristeten Vertrag – im Rahmen der laut Teilzeit- und Befristungsgesetz zulässigen Möglichkeiten – ein ebensolcher anschließt. Dann bleibt zunächst alles beim Alten.
Chancen auf Entfristung bis Jahresmitte stehen schlecht
Die Chancen für befristet eingestellte Arbeitnehmer auf eine
Entfristung bis zum genannten Stichtag stehen allerdings schlecht. Das
wurde der DPVKOM von Betriebsräten aus diversen Briefniederlassungen
zugetragen. So hat die Bonner Postzentrale Ende April angeblich verfügt,
dass in den Niederlassungen bis zum Stichtag 1. Juli generell niemand
mehr fest übernommen werden darf. Wenn dem tatsächlich so sein sollte,
ist dies ein unerhörter, mitarbeiterfeindlicher Vorgang, den die DPVKOM
aufs Schärfste verurteilt! Mit gutem Gewissen ist einem befristeten
Mitarbeiter, der seit Jahren Tag für Tag für die Post „malocht“, nämlich
nicht plausibel erklärbar, warum er nach einer weiteren
Vertragsverlängerung (oder gar nach seiner ersehnten Entfristung), die
erst nach dem Stichtag 1. Juli erfolgt, plötzlich viel länger als seine
alten Kollegen braucht, bis sein Gehalt aufgrund höherer Berufserfahrung
steigt. Und damit ist der Kollege sogar im Vergleich zu
Neueingestellten noch gut bedient, denn die Post zeigt sich bei allen
befristet Beschäftigten, die nach dem 30. Juni einen unbefristeten
Vertrag oder eine weitere Verlängerung erhalten, in folgenden Punkten
„großzügig“:
Diese werden dann nicht in die Gruppenstufe 0 der jeweiligen Entgeltgruppe eingestuft, sondern verbleiben in der Gruppenstufe der jeweiligen Entgeltgruppe, die sie bis zu diesem Zeitpunkt erreicht hatten. Die dafür erforderlichen Berufsjahre gelten als erbracht. Dieser Bestandsschutz gilt auch dann, wenn ein neues Arbeitsverhältnis nicht unmittelbar, sondern erst später – spätestens jedoch am 30. Juni 2021 – aufgenommen wird. Solange die Anspruchsvoraussetzungen zur Zahlung des 13. Monatsgehalts gegeben sind – das Arbeitsverhältnis muss ununterbrochen seit dem 1. Juli bestehen und noch am 1. November ungekündigt sein – bekommen sie unverändert ein volles 13. Monatsgehalt (Weihnachtsgeld).
DPVKOM wird Regelungen rechtlich prüfen
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass durch
eine bloße Änderung der Wochenarbeitszeit oder Eingruppierung in eine
andere Entgeltgruppe kein neues Arbeitsverhältnis begründet wird und
daher alles zunächst „wie gehabt“ bleibt. Trotz dieser scheinbar
feststehenden Statuten wird die DPVKOM auch hier im Interesse
betroffener (Neu-)Mitglieder verschiedene Fallkonstellationen einer
sorgfältigen rechtlichen Prüfung unterziehen.