„Die Aussagen des Produktionschefs Brief und Paket der Deutschen Post, wonach der Arbeitgeber sich der Herausforderung stellen werde, alle Zusteller mit einem Mundschutz auszustatten, und die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und aktuelle Anweisungen von Behörden beobachte, sind wieder mal schöne Worte. Viel wichtiger sind aber ausreichende Taten zum Schutz der Beschäftigten.“ Mit diesen Worten kritisiert die Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, Christina Dahlhaus, entsprechende Äußerungen von Arbeitgebervertreter Thomas Schneider in einem Zeitungsinterview.
Dahlhaus weiter: „Die bisher getroffenen Maßnahmen gehen in die richtige Richtung, reichen aber nicht aus. Vor dem Hintergrund des Gesundheitsschutzes und der Fürsorgepflicht ist es unglaublich, dass von der Deutschen Post eine flächendeckende Ausstattung – zumindest der Zusteller – mit FFP2-Mundschutzmasken tatsächlich kritisch gesehen wird. Das ist verantwortungslos!“ Das Unternehmen muss alles dafür tun, die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. In diesem Zusammenhang ist eine flächendeckende Versorgung für alle Postbeschäftigten mit Mundschutzmasken überaus wichtig. Schließlich bieten diese einen gewissen Schutz vor einer Weiterverbreitung des Coronavirus und sie leisten einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Offenbar ist dem Unternehmen in der aktuellen Corona-Krise die Produktivität jedoch wichtiger als der Gesundheitserhalt der Beschäftigten.
Die vom Unternehmen bereits in einigen Regionen praktizierte und beantragte Sonntagszustellung von Paketen betrachtet die DPVKOM überaus skeptisch. Diese Maßnahme aufgrund der in den zurückliegenden Wochen exorbitant gestiegenen Paketsendungsmengen ist auch auf die seit Jahren völlig verfehlte Personalpolitik des Unternehmens zurückzuführen. Nach wie vor fehlen bei der Deutschen Post mehrere Tausend Zusteller. Mit dem vorhandenen Personalbestand können Paketmengen von derzeit rund neun Millionen Sendungen pro Tag offenbar nicht in einer Sechs-Tage-Woche zugestellt werden. In Bayern wurde einem Antrag des Unternehmens, auch sonntags zustellen zu dürfen, bereits stattgegeben. Hier lockte die Deutsche Post Mitarbeiter mit attraktiven Zuwendungen, darunter 200 Euro in bar, einem steuerfreien Zuschlag sowie einer pauschalen Arbeitszeitgutschrift in Höhe von 10 Stunden. „Vor dem Hintergrund, dass die Zustellerinnen und Zusteller derzeit ohnehin stark belastet sind, fordert die DPVKOM den Arbeitgeber auf, alle behördlichen Maßnahmen zum Gesundheitschutz für alle Beschäftigten sofort umzusetzen, mehr Personal einzustellen und schneller zu entfristen“, so Christina Dahlhaus. Sonntagsarbeit ist eine zusätzliche Belastung. Sie behebt nicht Fehler bei der Personalpolitik.