Betriebsrätekonferenz in Weimar Betriebsräte brauchen mehr Mitbestimmungsrechte in einer digitalen Arbeitswelt

  • Teilnehmer der Betriebsrätekonferenz

Betriebliche Interessenvertreter, Amtsinhaber sowie Gewerkschaftssekretäre der DPVKOM erörtern seit heute im Rahmen der Betriebsrätekonferenz in Weimar wichtige betriebsrätliche und gewerkschaftliche Themen. Dabei stand die Rede der DPVKOM-Bundesvorsitzenden Christina Dahlhaus vor mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Mittelpunkt des ersten Tages.

Zu Beginn ihrer Ausführungen ging die DPVKOM-Bundesvorsitzende unter anderem auf die Digitalisierung der Arbeit ein. Alle Beschäftigten bei der Telekom, in den Call-Centern, bei der Post und bei der Postbank seien von täglichen Digitalisierungsprozessen betroffen. Dabei würden sich sowohl die Arbeit als auch Berufsbilder verändern. „Wer immer und überall arbeiten kann, muss auch aufpassen, dass er nicht tatsächlich immer und überall arbeitet“, mahnte sie. Die Digitalisierungsprozesse bräuchten Leitplanken und neue rechtliche Regelungen zum Schutz der Beschäftigten. In diesem Zusammenhang forderte sie einen besseren Beschäftigtendatenschutz, mehr Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte und einen wirksamen Überlastungsschutz.

Darüber hinaus erwähnte die DPVKOM-Bundesvorsitzende auch aktuelle Themen aus dem Bereich des Beamtenrechts – Stichwort Besoldungsstrukturenmodernisierungsgesetz -, die Klage des dbb vor dem Europäischen Gerichtshof in Sachen Tarifeinheitsgesetz und die vorgelegten Eckpunkte zur Novellierung des Postgesetzes. In den darin enthaltenen Regelungsvorschlägen sei so gut wie nichts zum Schutz der Beschäftigten zu finden. Fast alles werde den Interessen des Wettbewerbs untergeordnet. Und noch eines machte Christina Dahlhaus deutlich: „Wenn die Sechs-Tages-Zustellung fällt, kostet das schätzungsweise mindestens 10 000 Arbeitsplätze , und zwar an erster Stelle bei den Zustellern und auch bei den Beschäftigten in den Briefzentren.“ Die DPVKOM werde natürlich für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen.

Heftige Kritik übte sie an dem vereinbarten Tarifpaket der Deutschen Post AG. Es sei zwar gut, dass die Delivery-Beschäftigten nun wieder bei der Deutschen Post AG seien. Durch die Nichtanerkennung von Berufsjahren bei der Delivery oder zuvor bei der Post werde die Arbeit allerdings erneut entwertet. Die DPVKOM werde sich für eine Anerkennung dieser Dienstjahre einsetzen. In diesem Zusammenhang kündigte die DPVKOM-Bundesvorsitzende eine Musterklage an.

Mit einem großen Dankeschön an die anwesenden Betriebsräte für das tolle Engagement für die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und dem Appell, gemeinsam gegen die weitere Entwertung von Arbeit zu kämpfen, beendete sie dann ihre Rede.

Die Betriebsrätekonferenz zum Thema „Zunehmende Arbeitsverdichtung – tarifliche und betriebliche Lösungen vor dem Hintergrund des demographischen Wandels“ dauert noch bis zum 6. September